Junge Autor:innen am LFG!

Die Schüler:innen der 8a wurden selbst schriftstellerisch tätig.
In adventlicher Stimmung wurden eigene Kurzgeschichten verfasst.

In der letzten Schulwoche wurden die Schüler:innen der Klasse 8a im Deutschunterricht zu jungen Autor:innen. Nachdem sie einige Kurzgeschichten gelesen hatten, war es nun an der Zeit, selbst kreativ zu werden und eine eigene Kurzgeschichte rund um das Thema „Weihnachten“ zu verfassen.

Hierfür wurden erstmal Assoziationen mit Weihnachten gemeinsam gesammelt und in einem Cluster zusammengetragen. Mit diesen ersten Inspirationen wurden dann erste Ideen in einem Schreibplan festgehalten. Dabei war die Stimmung stets adventlich: Im Kerzenschein und mit passender Musik im Hintergrund wurden schnell aus den skizzierten Ideen wahrhaftig weihnachtliche Kurzgeschichten.

Gemeinsam wurden dann die Kurzgeschichten in kleinen Gruppen gelesen und perfektioniert, sodass alle die Chance erhielten, ihre Kurzgeschichte einer kleinen Öffentlichkeit zu präsentieren. Der Austausch regte die Klasse 8a dazu an, auch an Menschen zu denken, die an Weihnachten nicht mit ihrer Familie zusammen sein können, weil sie arbeiten müssen, allein sind oder sich in anderen Lebenssituationen befinden, die kein besinnliches Weihnachtsfest mit den Liebsten an der Seite ermöglichen. Aber auch das Zusammenkommen und die große Dankbarkeit sowie Nächstenliebe, die an Weihnachten besonderes gelebt wird, wurden in den Kurzgeschichten als Thema aufgegriffen und in spannenden Figurenkonstellationen fantasiereich dargestellt.

Eine der vielen gelungenen Kurzgeschichten wollen wir - die Klasse 8a und Frau Gibert - euch nicht vorenthalten und wünschen allen Menschen des LFGs besinnliche Weihnachtsfeiertage und ein Frohes Fest!

 

Versprochen

Sina Ziegenhahn

Es schneite. Die dicken, weißen Flocken fielen unbeschwert vom Himmel. Die weißbedeckten Äste der Bäume und Hecken, die schneeweißen Dächer und Gehwege. Es war ein märchenhafter Anblick, den sie aus ihrem Fenster hatte. Die Scheibe war leicht vereist und sie starrte mit blitzenden Augen nach draußen. Plötzlich klopfte es an der Tür und sie drehte sich erschrocken um. Vor ihr stand die Leiterin des Kinderheims. Sie lächelte das Mädchen freundlich an. „Es gibt Essen“, sagte sie und ging. Das Mädchen sah wieder aus dem Fenster. Die Flocken wurden immer dicker und es schneite heftiger. Sie lächelte verträumt. Es war der vierundzwanzigste Dezember, Heiligabend. Sie wusste das alle Kinder im Kinderheim ein Geschenk bekommen würden. Doch ihren Wunsch konnte keiner im Heim erfüllen: Dass sie adoptiert wird. Eine echte Familie, vielleicht sogar ein Haustier, abends zusammensitzen und einfach Zeit zusammen verbringen. Raus aus dem Heim, indem sie niemals Freunde finden würde. Sie dachte an ihn. Er war vor etwa drei Wochen gekommen. Sie hatte ihn und seinen braunen Mantel sofort ins Herz geschlossen. Die beiden hatten den ganzen Tag zusammen verbracht. „Adoptierst du mich?“, hatte das Mädchen ihn gefragt, als er sich seinen Mantel anzog und gehen wollte. Er hatte genickt. „Versprochen?“, hatte sie gefragt. „Versprochen“, hatte er und gesagt und war gegangen.
Sie zog ihren Zopf enger und lief die Treppen zum Speisesaal herunter. Der große Weihnachtsbaum strahlte und die dunkelroten Kugeln reflektierten das Licht in alle Richtungen. Sie blickte sich in dem ihr wohlbekannten Raum um, staunte über den wunderschönen Weihnachtsschmuck, der überall hing. Die anderen Kinder saßen schon an ihren Plätzen. Sie alle sahen in ihre Richtung und hinterließen ein unangenehmes Gefühl in ihr. Sie setzte sich auf ihren Stuhl. Bevor die Kinder das Tischgebet sprechen konnten, klingelte eine Glocke. Die Leiterin des Heims stand auf und ging durch den Flur zur Eingangstür. Sofort fingen alle Kinder an zu tuscheln. Sie alle fragten sich, wer wohl an Heiligabend in ein Waisenhaus kam. Nur sie saß schweigend da. „Bitte, bitte hält er sein Versprechen“, dachte sie sehnsüchtig. Die Leiterin kam wieder. Sie lächelte in ihre Richtung und schritt in den Raum. Hinter ihr ein Mann mit Schnee an den schwarzen Stiefeln und auf der Wollmütze. Er trug einen braunen Mantel.