Der diesjährige Literaturkurs der Q1 unter der Leitung von Frau Rahmann konnte am Donnerstag, den 20. Juni 2024, eine Dramatisierung des Romans „Der Prozess“ einem breiten Publikum präsentieren. Der Kurs, bestehend aus 18 Schüler:innen des LFG und MG, setzte sich mit Kafkas vielschichtigem Werk, welches Hansjörg Haaser in eine stringente Spielfassung übertrug, auseinander. Dreißig Szenen wurden erarbeitet, Musik wurde ausgewählt und geprobt, diverse Tonspuren wurden aufgenommen, Plakate, Programmhefte und Kostüme entworfen und Requisiten gesammelt oder neu erstellt. So thematisierte die Aufführung den Prozess des Protagonisten, sein Aufbegehren und seinen Trotz, schließlich das Fügen in die Verurteilung durch eine höhere Macht.
Die Rolle des aus heiterem Himmel verurteilten Vertreters K wurde auf vier weibliche Spielerinnen verteilt, die sehr überzeugend agierten. Auf der in schwarz-weiß gehaltenen Bühne begleiteten ihn dunkle, maskierte Gestalten, umdrängten und umkreisten ihn und verstärkten chorisch und wiederholend Ks Gedanken. Sie wurden von immer wechselnden Darsteller:innen verkörpert. Ks Selbstgespräche zu „seinem Prozess“ wurden zu großen Teilen von der Tontechnik-AG eingespielt, die den Literaturkurs gewohnt souverän unterstützte und diverse Anforderungen bezüglich Ton, Musik und Licht umsetzte.
Die beiden Wächter sowie die Aufseher, der Geistliche, die Bankangestellten und der Maler zeigten sich über Ks Nichtverstehen teils verärgert, teils amüsiert oder auch unbeteiligt. Im Gegensatz dazu übte K eine seltsame Anziehungskraft auf alle Frauen im Stück aus. Der nur scheinbar erkrankte Anwalt Huld gab vor, K mit allen Kräften zu vertreten, bemühte sich jedoch nicht, die Verurteilung aufzuhalten. Alle waren Teil des geheimen, für K unbegreiflichen Gerichts. Als alle vier Ks am Ende auf der Bühne festgenommen und abgeführt wurden, war ihr Schicksal besiegelt. Der vom Literaturkurs eigens hinzugefügte Erzähler komplettierte die Aufführung mit dem Hinweis, dass jeder sich selbst ein Bild von Ks Prozess machen möge, da auch Kafka selbst sein Werk unvollendet ließ.
Alle Ensemblemitglieder agierten in unterschiedlichen Rollen und Konstellationen. Das Stück bestach durch schnelle Wechsel und eine anspruchsvolle Sprache. Durch die neue Lichttechnik, die dank des Förderervereins angeschafft werden konnte, war es zudem möglich, alle Figuren gebührend in Szene zu setzen. Das Publikum quittierte die Inszenierung nach dem eindrucksvollen Finale mit anhaltendem Applaus. Insgesamt war es eine Aufführung, auf die alle Beteiligten sehr stolz sein können!