In Zusammenarbeit mit dem Familienbund Paderborn widmete sich das Kabarett Radau, bestehend aus Eckard Radau und Bernd Düring, in der AusZeit des Liebfrauengymnasiums dem Kabarett der 1930er Jahre.
Der Faschismus hinterlässt auch in der Kabarett-Szene Deutschlands in dieser Zeit tiefe Wunden. Fast alle Kabaretts müssen aus politischen Gründen schließen. Aber in Berlin leistet „Die Katakombe” unter ihrem Gründer Werner Finck spitzfindigen Widerstand, obwohl ständig die Internierung droht. Andere Kabarettisten gründen im benachbarten Ausland deutschsprachige Kabaretts, welche die Verhältnisse in Deutschland auf die Schippe nehmen. Dies gelingt ihnen subtil mit Wortwitz, metaphorischer Sprache, Zweideutigkeiten und ironischen Wendungen, die Eckhard Radau als Conferencier und Sänger zusammen mit Bernd Düring am E-Piano gekonnt präsentierten. Sie boten einen Querschnitt von widerspenstigen, durchaus das Leben gefährdenden Sticheleien gegen den braunen Zeitgeist und nahmen das Publikum mit auf eine düstere, aber widererwartend auch humorvolle Zeitreise durch die 1930er Jahre. Düring und Radau, Urgesteine der ostwestfälischen Kabarett-Szene, gelang es eindrucksvoll, mit dem Publikum der Frage nachzugehen: Holocaust und Humor? Was gibt es da zu lachen? Gemeinsam stellten sie mit den zahlreichen Zuhörerinnen und Zuhörer am LFG überrascht fest, dass uns, dank der mutigen Kabarettisten und Autoren in den 1930er Jahre, Lieder, Texte, Sketche und Gedichte geblieben sind, welche die herrschenden Zustände kritisieren und das nationalsozialistische System humorvoll ad absurdum führten, denn selbst in den Konzentrationslagern fand das Kabarett noch heimlich statt und der Begriff „Galgenhumor“ sorgte dafür, dass so manches Lachen im Halse stecken blieb.
„Ich bin der Fink – leicht gedrosselt.“ (Werner Finck, Kabarettist)
Herzlichen Dank an das Duo Radau/Düring für diesen tiefgründigen, irritierenden, aber durchaus auch humorvollen Einblick in die Zeit der Barths, Bielendorfers, Sträters und Chris Talls der 30er Jahre. Der Dank geht ebenso an den Familienbund Paderborn, der dem LFG diesen Kabarettabend im Rahmen des Jubiläumsjahres „20 Jahre - Schule ohne Rassismus“ ermöglichte.
(Thorsten Harnischmacher)